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Bundestag beschließt Friesisches Namensrecht

Schlussabstimmung zur Namensrechtsnovelle im Deutschen Bundestag (Quelle: Deutscher Bundestag, Mediathek)

Stefan Seidler MdB mit Christoph G. Schmidt (Foto: Büro Stefan Seidler)

Von links: Sonja Eichwede, Stefan Seidler, Bundesbeauftragte Natalie Pawlik, Staatssekretär Johann Saathoff, Jan Plobner (alle MdB), Christoph G. Schmidt (Foto: Ulrike Gruhl)

Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann mit Institutsdirektor Dr. Christoph G. Schmidt (Foto: Henning Heinemann).

Eigene Rechtstradition wird wieder zugelassen

Es passiert nicht allzu oft, dass der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, in welches Ideen unsererseits eingeflossen sind: Gestern wurde die Wiederzulassung der friesischen Namenstradition beschlossen (mehr zu den Hintergründen hier in Nr.218 unserer Zeitschrift „Nordfriesland“) – die Initiative samt der entsprechenden Eingaben kamen tatsächlich aus unserem Haus. Danke an alle aus Ost- und Nordfriesland (Friesenrat Nord mit dem Nordfriesischen Verein und der Friisk Foriining, Friesenrat Ost, Ostfriesische Landschaft, Seelter Bund), die im Vorfeld mitgezogen haben!
Die ganze Debatte kann man hier auch im Nachhinein verfolgen:
https://dbtg.tv/cvid/7609811
Speziell um die friesischen Traditionen ging es bei Johann Saathoff – diese Begeisterung aus Ostfriesland macht besondere Freude:
https://dbtg.tv/cvid/7609821

Institutsdirektor Christoph G. Schmidt hat es sich trotz der kurzfristigen Bekanntgabe des Termins nicht nehmen lassen, dabei zu sein. Hier seine persönlichen Eindrücke von diesem besonderen Ereignis:

„Was für ein Tag. Gestern wurde im Deutschen Bundestag die lang geplante Reform des deutschen Familiennamensrechts beschlossen. In diesem Rahmen wieder zugelassen wurden neben dänischen und sorbischen auch die seit über hundert Jahren verbotenen friesischen ´patronymen´ Traditionen, und das tatsächlich auf Initiative des Nordfriisk Instituut, und modernisiert zukünftig auch in ´matronymer´ Form. 
Dank Abfahrt zuhause um kurz vor fünf rechtzeitig, aber doch recht müde angekommen, bekam ich noch vor der Debatte von Stefan Seidler MdB (SSW) einen gemütlichen Kaffee unter der nordfriesischen Flagge serviert. Vielen Dank an das gesamte Team, vor allem an Büroleiterin Ulrike Gruhl, die mir die Teilnahme auf der Tribüne organisiert und mich den halben Tag treppauf und treppab durch die streng gesicherten Flure und Hallen des Parlamentes begleitet hat!
Die Gesetzesnovelle fand so breite Unterstützung wie selten, von CDU/CSU bis zu den Linken stimmten die Abgeordneten aller demokratischen Parteien zu. Fast alle Rednerinnen und Redner hoben die Bedeutung der friesischen, dänischen und sorbischen Traditionen für ihre Zustimmung besonders hervor. Ausführlich auf das friesische Namenssystem ein ging der ostfriesische Abgeordnete und Staatssekretär Johann Saathoff (SPD) - ich kann nur sagen, es macht Freude und auch ein wenig stolz, zu hören, mit welcher Begeisterung die von uns eingebrachten Ideen hier unterstützt wurden, auch und besonders die (von mir ins Gespräch gebrachte) zeitgemäße Ausdeutung der Tradition zur ´matronymen´ Namensgebung.
Im wahrsten Sinne des Wortes erhebend war dann die Schlussabstimmung, bei der im Rahmen der´dritten Lesung´ die Abgeordneten ihre Zustimmung durch Aufstehen von ihren Plätzen ausdrückten. Ein historischer Moment - der Deutsche Bundestag erkennt an, dass es in Deutschland nichtdeutsche Rechtstraditionen gab, und beschließt, diese nun auch wieder anzuwenden! Das kann man aus Sicht einer autochthonen Gruppe wie den Friesen (die in ihren Gebieten längst ansässig waren, bevor deutsche Sprache und Kultur dorthin kamen) kaum hoch genug einschätzen.
Nach der Debatte überraschte mich die Bundesbeauftragte für die nationalen Minderheiten und Volksgruppen, Natalie Pawlik MdB (SPD), in zahlreicher Begleitung (siehe Foto) - eine Ehre, die ich pars pro toto für alle Friesinnen und Friesen gerne angenommen habe. Vielen Dank für Ihre und Eure Unterstützung!
Etwas später am Nachmittag konnte ich schließlich noch kurz mit Bundesjustizminister Marco Buschmann MdB (FDP) sprechen und ein herzliches ´foolen tunk´ für die Arbeit seines Ministeriums ausrichten. Diese wichtige Begegnung hat mir die Bundestagsabgeordnete der FDP für den Wahlkreis Nordfriesland/Dithmarschen Nord, Gyde Jensen, organisiert - ganz herzlichen Dank an sie und ihr Team!
Erwähnen möchte ich auch Denise Loop MdB (Bündnis 90 / Die Grünen) mit ihrem Team - die Zusammenarbeit und der enge Kontakt mit ihrem Büro, das mir immer wieder und auch kurzfristig wichtige Informationen geliefert hat, waren sehr hilfreich. Danke auch hierfür!

Das Vorhaben insgesamt hätte jedoch nicht geklappt ohne die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Minderheitensekretariat in den letzten Jahren unter seinem damaligen Leiter Gösta Nissen - dieser Erfolg ist zu wesentlichen Teilen auch sein Verdienst!"