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30. Nordfriesisches Sommerinstitut: "A bai, a reder"

Erstdruck der Melodie von "A bai, a reder" in der legendären Sammlung "Deutscher Liederhort" von Ludwig Erk und Franz Magnus Böhme (1894)

Das Nordfriisk Instituut richtet zurzeit das 30. Sommerinstitut aus, eine Vortragsreihe, bei welcher Fachwissenschaftler sich der Öffentlichkeit stellen und allgemeinverständlich über ihre aktuellen Forschungen berichten. Den dritten Abend in der Reihe gestalten Christoph Winter, Wissenschaftler der Ferring Stiftung auf Föhr, und Christoph G. Schmidt, Direktor des Nordfriisk Instituut, gemeinsam. Sie widmen sich der Ballade „a bai, a reder“, die vor rund zweihundert Jahren erstmals aufgeschrieben wurde und zu welcher nach Aussage der Gewährsleute von der Insel Föhr einst getanzt worden sein soll. Sprachlich wie inhaltlich deutet einiges darauf hin, dass dieses Lied bereits im späten Mittelalter entstand und seitdem mündlich überliefert wurde. Vermutlich dürfte es sich also um einen der ältesten bekannten Texte in nordfriesischer Sprache handeln.

Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit, welche „a bai, a reder“ bereits in der Wissenschaft erhalten hat; aber noch immer werden neue Quellen erschlossen: So spürte Christoph Winter vor einigen Jahren im Nachlass der Grüder Grimm eine bis dahin unbekannte Fassung auf. Im ersten Teil des Vortrags wird er die Überlieferungsgeschichte der Ballade vorstellen und seine Neuentdeckung hierin einordnen. Anschließend wird er näher auf den Inhalt des Liedes eingehen und darlegen, inwiefern „a bai, a reder“ christliche Glaubens- und Moralvorstellungen des ausgehenden Mittelalters spiegelt und dem - Heiligenlegenden betreffenden - Typus der Legendenballade zugeordnet werden muss.

Weniger beachtet als der Text wurde bisher die Melodie. Christoph G. Schmidt hat sich unlängst musikwissenschaftlich damit befasst; anhand zahlreicher Stilvergleiche wird er im zweiten Teil des Vortrags erläutern, weshalb er es für möglich hält, dass nicht nur der Text, sondern auch die Musik im Kern spätmittelalterlich sein könnte, und was die erkennbaren Vorbilder über das kulturelle Leben dieser Zeit in Nordfriesland verraten.

Der Vortrag beginnt am Mittwoch, 13. Juli, um 19 Uhr 30 im Nordfriisk Futuur, Süderstr. 30, 25821 Bräist/Bredstedt. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende gebeten.