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Jarich Hoekstra verstorben

Jarich Hoekstra im August 2007, aufgenommen anlässlich eines Vortrages "Wie heißt die Mehrzahl von Milch? Über Zahlen und Zählbarkeit im Nordfriesischen" am Nordfriisk Instituut (Foto: Antje Arfsten / NFI)

Das Nordfriisk Instituut trauert um den ehemaligen Kieler Friesisch-Professor

Am 20. September 2024 ist Prof. Dr. Jarich Hoekstra nach langer Krankheit im Alter von 68 Jahren gestorben. Von 1999 bis zum Ruhestand im April 2022 war er Professor für Frisistik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Den dortigen Lehrstuhl hatte er nach dreijähriger Vakanz von seinem Vorgänger Prof. Dr. Bo Sjölin übernommen. Nach erneuter langer Vakanz wird nun am 1. Oktober 2024 Hoekstras akademischer Schüler, Dr. Christoph Winter, seine Nachfolge antreten, allerdings als Juniorprofessor. Das wird Jarich Hoekstra nicht mehr miterleben dürfen. Studiert hatte Jarich unter anderem in Groningen bei Professor Nils Århammar, einem der besten Kenner der nordfriesischen Dialekte. 

Der gebürtige Westfriese Jarich Hoekstra hatte zunächst in den Niederlanden Karriere gemacht und war viele Jahre Sprachwissenschaftler und dann Abteilungsleiter an der Fryske Akademy in Leeuwarden/Ljouwert. Er vertrat die gesamte Breite der Frisistik und hatte ein sehr großes Wissen über eigentlich alle Dialekte von Nord- über Sater- bis zu Westfriesisch, von Altfriesisch bis zum Friesischen unserer Tage. Er sprach und schrieb nicht nur auf seiner Muttersprache Westfriesisch, sondern auch auf Amrumer Friesisch (Öömrang), der gemeinsamen Sprache mit seiner Frau Antje Tadsen. Ohnehin gehörte es zu den Besonderheiten Hoekstras, dass er nicht nur als Sprachforscher, sondern auch als friesischer Autor bzw. Übersetzer auf literarischem Terrain tätig war, in einer Traditionslinie mit Otto Bremer, Jelle H. Brouwer und Volkert F. Faltings. 

Eine ganze Reihe von Fachkollegen, die jetzt in der Frisistik wichtige Posten bekleiden, sind von ihm wissenschaftlich geprägt worden, darunter Dr. Temmo Bosse, Dr. Christoph Winter, Dr. Wendy Vanselow, Robert Kleih, Hauke Heyen sowie Franziska und Mareike Böhmer, um nur einige zu nennen. Wann immer wir beim Nordfriisk Instituut eine sprachwissenschaftliche Frage hatten, bei der wir nicht weiterwussten, war Jarich eine der ersten Adressen, um nachzufragen. Fast immer konnte er helfen, immer antworte er schnell und freundlich und es gab wohl wenige, die ihm in der Frisistik ebenbürtig waren. Die von seinem langjährigen Kollegen Dr. Alastair Walker und anderen zu Jarichs Ruhestand 2022 herausgegebene Festschrift ist ein Spiegelbild von seinem breit gefächerten Interesse. Was er gar nicht mochte, war jeder Anflug von Eitelkeit, ja selbst von durchaus üblicher Repräsentation, da war er extrem bescheiden und zurückgenommen, geradezu scheu. Wenn Jarich etwas nicht wollte, konnte er allerdings ein unerschütterlicher Fels sein, dann half auch gutes Zureden nicht. Ansonsten war er ein angenehmer und umgänglicher Mensch, der einen feinen Humor besaß. 

Wi wel ham mast an seenk am a aanjen.