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„Frederickstadt“ oder „Friedrichstadt“ - Sprachenstreit im Holländerstädtchen an der Eider?

Jan Niklas Heinrich hat die historischen Sprachen Friedrichstadts neu erforscht (Foto: Institut für Frisistik, Europa-Universität Flensburg)

Friedrichstadt nennt sich „Klein-Amsterdam an Schleswig-Holsteins Nordseeküste“, an vielen Stellen wird heute mit niederländischen Bezeichnungen oder Spezialitäten um Touristen geworben. Tatsächlich wurde die Stadt ab 1620 vom Schleswiger Herzog Friedrich III. für Kaufleute aus den Niederlanden gegründet, zumeist bekennende Mennoniten oder Remonstranten - Religionsfreiheit gegen zusätzliche Wirtschaftskraft, so könnte man es zusammenfassen. Aber wie lange blieb denn in Friedrichstadt die niederländische Sprache prägend? Bekannt ist manchen der sogenannte „Sprachenstreit“, als im Jahr 1774 der lutherische Stadtpräsident die Anfertigung staatlicher Bescheinigungen in niederländischer Sprache verbieten wollte. Aber das ist vielleicht nur eine Momentaufnahme, wie neuere Forschungen zeigen. Wer setzte sich wann für die Etablierung des Hochdeutschen ein, und wer dagegen? Und weshalb? Existierten vielleicht unterschiedliche Lebensbereiche mit verschiedenen Sprachen, unterschieden sich Schule, Rat und Kirchengemeinden? Wer benutzte welche Sprache jenseits offizieller Anlässe im Alltag? Welche Sprachen waren außer Niederländisch noch präsent, und wie lange? Und welche Rolle spielte eigentlich das Niederdeutsche, wie deutlich waren Niederländisch und Plattdeutsch tatsächlich unterschieden? Mit diesen Fragen hat sich in den letzten Jahren der angehende Historiker Jan Niklas Heinrich beschäftigt. Für seine Doktorarbeit am Institut für Frisistik der Europa-Universität Flensburg hat er zahlreiche bisher unbekannte Quellen erschlossen, Briefe und Protokolle in Archiven gesichtet, übersetzt und in ihrer Entwicklung über die Jahrhunderte verglichen. Das dabei gewonnene Bild unterscheidet sich in mancher Hinsicht von dem, was man bisher zu wissen glaubte. Wenige Tage nach Abschluss seines Promotionsverfahrens wird Heinrich seine Ergebnisse nun am Mittwoch, 3.7., im Rahmen des 32. Nordfriesischen Sommerinstitutes vorstellen. Beginn ist um 19:30 im Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, in Bredstedt. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende gebeten. 

Mit der Reihe Sommerinstitut möchte das Nordfriisk Instituut aktuelle Forschungen zu Nordfriesland in die Öffentlichkeit bringen. Sie findet 14tägig statt und wird unterstützt von der Nord-Ostsee Sparkasse. Weitere Vorträge in den nächsten Wochen widmen sich historischen Kleingebäuden auf Eiderstedt, Motivationen zum Gebrauch der friesischen Sprache und der eiszeitlichen Tierwelt Nordfrieslands. Das vollständige Programm finden Sie hier.