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„Ein literarischer Ort ersten Ranges“

Robert Langhanke, Anne-Beke-Sontag, Christoph G. Schmidt (v.l.)

Die sommerliche Vortragsreihe des Nordfriisk Instituut ist seit Jahrzehnten etabliert. Das diesjährige „Sommer-Institut“ aber klang am 28. August ungewöhnlich aus: Zum 200. Geburtstag des Dichters Klaus Groth sprach zum einen Robert Langhanke, Dozent für Niederdeutsch an den Universitäten Kiel und Flensburg. In den Mittelpunkt seines Vortrages stellte er das plattdeutsche Versepos „De Heisterkrog“, ein auf Plattdeutsch verfasstes Drama, das in den Reußenkögen angesiedelt ist. Groth reiste mehrfach nach Bredstedt, um  sich von dem Maler Carl Christian Magnussen porträtieren zu lassen, und sammelte dabei wohl gezielt Informationen und Anregungen aus der Umgebung. „Die friesische Sprachinsel auf dem Festlande Schleswigs zwischen Husum und Tondern ist, nebenbei gesagt, ein Wunder“, schrieb er in einer Randnotiz. Eindrücklich analysierte Langhanke, wie Klaus Groth schließlich die Themen Zugehörigsein und Fremdheit, Naturgewalten und Sozialgeschichte miteinander verwebt und symbolhaft ausdeutet. Sprachlich wie inhaltlich sei der Heisterkrog ein Meisterwerk: „Bredstedt ist durch den Heisterkrog zu einem literarischen Ort ersten Ranges geworden, auch wenn dieser Zustand eher als literarhistorischer Geheimhinweis zu werten ist“. Dass dieses herausragende Werk sowohl seinerzeit als auch heute nicht angemessen gewürdigt sei, sei wohl der verbreiteten Geringschätzung der niederdeutschen Sprache geschuldet.

Eine Besonderheit dieses Abends aber war, dass der Vortrag mehrfach durch Musik unterbrochen wurde. In der Folk- und Liedermacherszene sind Texte Groths weit verbreitet; weniger bekannt ist, dass auch klassische Komponisten von Rang und Namen seine Gedichte vertonten. Die Mezzosopranistin Anne-Beke Sontag aus Altenholz trug mehrere Lieder von Johannes Brahms und Gustav Jenner auf Texte von Klaus Groth vor, am Klavier begleitet von Institutsdirektor Dr. Christoph G. Schmidt. Der Nordfriese Jenner war der einzige Kompositionsschüler von Brahms; seine Werke sind selten zu hören, aber, wie dieser Abend zeigt, eine Entdeckung wert – ähnlich wie der Heisterkrog von Klaus Groth. Eine besondere Würdigung des Dichters, für die sich die Zuhörer mit langanhaltendem Applaus bedankten.

Die Reihe "Sommer-Institut" wird von der Nord-Ostsee-Sparkasse unterstützt, das Nordfriisk Instituut dankt hierfür sehr herzlich.