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Alltagsnotizen aus Flensburg und Husum im 16. Jahrhundert

In der Zeit von 1538 bis 1616 notierten der aus Hattstedt stammende Flensburger Kaufmann Peter Saxe und dessen Sohn, der Husumer Geistliche Jacob Saxe Begebenheiten und Ereignisse, die ihnen für Familie, Beruf und Stadtgemeinde bedeutsam erschienen. Diese Tagebuchaufzeichnungen werden heute im Archiv des Gutes Nehmten bei Plön verwahrt. Der Historiker Prof. Dr. Detlev Kraack hat das „Diarium Saxe“ vollständig transkribiert und kommentiert. Das Werk ist nun im Verlag des Nordfriisk Instituut erschienen.

„Das Diarium Saxe“ ermöglicht Einblicke in die schleswig-holsteinische Wirtschafts- und Sozialgeschichte von der ausgehenden Reformationszeit bis kurz vor Beginn des 30-jährigen Krieges. Peter Saxe (um 1508–1571) siedelte 1538 als Kaufmann von seinem Geburtsort Hattstedt bei Husum nach Flensburg über, der bedeutendsten Handelsstadt im Herzogtum Schleswig. Er übernahm wichtige städtische Ämter wie Kirchgeschworener, Ratsverwandter, Kämmerer und Hauptmann der Flensburger Bürgerwehr und war ein bedeutendes Mitglied der höheren Flensburger Gesellschaftsschicht. Durch Handelskontakte sowie familiäre Bindungen erstreckte sich sein soziales Netzwerk jedoch weit über Flensburgs Grenzen hinaus. 

Sein Sohn Jacob Saxe (1554–1616) studierte in Straßburg, Wittenberg und Königsberg und wurde 1586 Diakon an der Husumer Marienkirche. Die Aufzeichnungen seines Vaters setzte er 1571 nach dessen Tod fort und berichtete u.a. über seine Studienzeit und Bildungsreisen. 

Dieses Tagebuch von Vater und Sohn umfasst neben Notizen zu ihrem sozialen Umfeld auch allgemeine Nachrichten über Wetterereignisse und über die Nöte der Menschen aufgrund von Kriegen, Krankheiten oder Teuerungen. Hochwasser drohte in Husum nicht nur von der Nordsee, sondern auch von der Husumer Au, die z. B. im März 1610 nach einem Dammbruch Brücken und Häuser mit sich riss und viele Existenzen zerstörte. Das „Diarium Saxe“ ist damit ein bedeutsames Zeugnis der Lebens- und Alltagswelt der Menschen im 16. Jahrhundert und reicht über den individuellen Erfahrungshorizont der Verfasser hinaus. 

In der nun erschienenen Edition bietet Kraack neben dem kommentierten Text ausführliche Hintergrundinformationen zur Überlieferungsgeschichte der Quelle, den Verfassern und deren sozialem Umfeld sowie zu den historischen Hintergründen. Auszüge aus der Originalhandschrift sind dem Buch beigefügt. Ein umfangreiches Register der Orte, Personen und Sachen rundet die Quellenedition ab. 

Prof. Dr. Detlev Kraack wirkt als Oberstudienrat für die Fächer Latein und Geschichte am Gymnasium Schloss Plön. Er ist Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte und Sprecher des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins. 

Am Donnerstag, 10. April 2025 wird er das „Diarium Saxe“ um 18.30 Uhr in der St. Marienkirche in Husum vorstellen. 

„Das Diarium Saxe (1538–1616). Alltagsnotizen aus Flensburg und Husum“ ist im Buchhandel und direkt bei uns erhältlich.