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30. Nordfriesisches Sommerinstitut: Notizen aus dem 17. Jahrhundert

Umschlagvorderseite der Originalhandschrift aus dem Gutsarchiv Nehmten (Foto: Detlev Kraack)

Detlev Kraack (Foto: privat)

Annegret Fischer (Foto: Guido Werner)

Am Mittwoch, dem 17. August, ist der Historiker Prof. Dr. Detlev Kraack aus Plön in unserer Reihe Sommerinstitut zu Gast und berichtet über ein besonderes Alltagsdokument aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, dass er in einem Privatarchiv entdeckt hat. Für eine besondere Atmosphäre sorgt Musik aus der Zeit des Autors Peter Danckwerth, gespielt von der Blockflötistin Annegret Fischer.

Während der Jahre 1611–1652 hat der Husumer Geistliche Peter Danckwerth seinem Kalender anvertraut, was er dienstlich wie privat an Freud und Leid erlebte. Sein Schwiegersohn Nikolaus Theodori war damals Rektor der Husumer Lateinschule. Er hat dieses einzigartige Material nach dem Tod seines Schwiegervaters abgeschrieben; diese Abschrift ist bis heute erhalten und wird im Archiv des Gutes Nehmten verwahrt.

Peter Danckwerth wurde 1580 in Lütjenburg geboren und besuchte aller Wahrscheinlichkeit nach die Lateinschule in Bordesholm. Nach dem Studium in Rostock und Wittenberg übernahm er 1609 als Rektor die Leitung der Husumer Lateinschule. Nach dem Wechsel von der weltlichen in die geistliche Laufbahn war er von 1615 an zunächst Diakon, dann Archidiakon und wirkte seit 1618 als Hauptpastor an der Husumer Marienkirche. In diesem Amt stand Danckwerth mit zahlreichen Persönlichkeiten seiner Zeit in Verbindung, vom Gottorfer Herzog als seinem Landesherrn und der in Husum ansässigen Herzoginwitwe Augusta über einen bürgerlichen Bekanntenkreis und seine weit verzweigte Familie bis hin zu den „einfachen“ Leuten, deren Seelsorger er war.

In Danckwerths Aufzeichnungen fassen wir das bewegte Panorama einer Zeit, die durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt war und darüber hinaus durch die verheerenden Sturmfluten der Jahre 1615, 1625 und 1634 tiefe Einschnitte erfuhr. Von der hohen Politik bis zu alltäglichen Freuden und Nöten, vom Deichbau über Kriegswirren bis zu Wetterphänomenen findet man in seinen Notizen vieles, was ansonsten nirgends nachzulesen ist; sie bieten tiefe und bisweilen ungewohnte Einblicke in die Lebenswirklichkeit des 17. Jahrhunderts.

Prof. Dr. Detlev Kraack lehrt als Oberstudienrat Latein und Geschichte am Gymnasium Schloss Plön. Er ist Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte und Sprecher des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins.

Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von der Blockflötistin Annegret Fischer aus Harrislee. Sie ist Spezialistin für Tanzmusik des 16. und 17. Jahrhunderts und Gründerin des „early music folk“- Ensembles The Playfords. Ihre Leidenschaft gilt der historischen  Improvisation.

Der Vortrag mit Musik beginnt am Mittwoch, 17. August, um 19 Uhr 30 im Nordfriisk Futuur, Süderstr. 30, 25821 Bräist/Bredstedt. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende gebeten.

Die „Kalendernotizen des Husumer Pastors Peter Danckwerth (1611-1652)“ sind im Frühjahr im Verlag Nordfriisk Instituut auch als Buch erschienen und werden bei der Veranstaltung erhältlich sein.