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"Neustart im Frieden": 75 Jahre Verein Nordfriesisches Institut

„Immer für die Sache, aber oft erbittert uneinig“, so beschreiben Claas Riecken, Antje Arfsten, Institutsdirektor Christoph Schmidt und Franziska Böhmer (v.l.) die Gründungsjahre des Vereins Nordfriesisches Institut vor 75 Jahren. Am 14. Juni werden sie für das Jubiläum live eine Textcollage präsentieren. (Foto: Katrin Hochgesang, Nordfriisk Instituut)

Identitätssuche als Graswurzelbewegung – eine Livecollage zum Jubiläum am 14. Juni

Unser Institut steht seit 1965 für die wissenschaftliche Arbeit zur friesischen Sprache, Geschichte und Kultur. Unseren Trägerverein mit heute gut 800 Mitgliedern gibt es aber schon deutlich länger als das Institut selber: Am 14. Juni 1948 gründeten in Husum Menschen verschiedenster politischer Einstellungen und Ausbildung den Verein „Nordfriesisches Institut“, darunter Landwirte, Rechtsanwälte und Lehrer. Ihnen allen war gemeinsam, dass sie den ideologischen Ballast der vergangenen Jahrzehnte loswerden wollten, welcher im Nationalsozialismus seinen menschenverachtenden Höhepunkt gefunden hatte. Weder wollten sie weiterhin als besonders germanisch, blond und hochgewachsen gelten noch als gestählte Kämpfer gegen das Meer. Die Verklärung Preußens lehnten sie ab. Sie wollten eine friesische, speziell nordfriesische Identität pflegen und gemeinsam wissenschaftlich untersuchen. Liest man in den Protokollen jener Gründungsjahre, so spürt man, wie drängend die Suche nach einer eigenen, möglichst unbelasteten Identität gewesen sein mag, mit welcher Inbrunst sich diese interessierten Nordfriesen ihrer Region und Herkunft widmeten, und wie sie dazu neigten, sich leidenschaftlich immer wieder zu zerstreiten. Die Wunden des Dritten Reiches, aber auch der Volksabstimmung 1920 waren noch nicht verheilt.

Das Nordfriisk Instituut zeigt sich stolz darauf, dass es im Kern eine solche Graswurzelbewegung darstellt. Genau am 75. Geburtstag präsentieren die heute dort tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gründungsjahre, indem sie mit verteilten Rollen aus den Protokollen und Notizen lesen; Kurzporträts der damaligen Akteurinnen und Akteure, Wochenschauen und Musik der Nordfriesen aus jener Zeit bilden den Rahmen für eine live aufgeführte Collage, in welcher der Zeitgeist, der zur Entstehung dieser Einrichtung geführt hat, erfahrbar wird. Der Eintritt ist frei. Beginn ist am 14. Juni um 19:30 im Nordfriisk Futuur, Süderstr. 30 in Bredstedt.