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„Bei Peter haben wir Nachtquartier“

Albert Panten, Christoph G. Schmidt und Schulleiter Eckhard Kruse

Von 1823 bis 1839 war das Tonderaner Seminar das einzige Lehrerseminar in Schleswig-Holstein und hatte dadurch, aber auch später noch einen großen Einzugskreis. Die meisten Seminaristen wanderten zu Fuß dorthin und mussten auf dem Wege mehrmals übernachten. Ein beliebter Ort zum Einkehren war der Krug „Ranzelberg“ im heutigen Langenberger Forst, auch „Petersburg“ oder „Rugeranzel“ genannt. Das Gebäude wurde 1964 abgerissen; das Gästebuch aber, das dort von 1834 bis 1878 auslag, ist erhalten. Über Umwege gelangte es an die Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll.

Dass der plattdeutsche Dichter Klaus Groth, der auch Seminarist in Tondern gewesen war, kleine Gedichte ins Gästebuch geschrieben hatte, wurde von der Forschung schon lange beachtet, ebenso wie die Eintragungen aus der Zeit des Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieges 1848–1851.

Der mit dem Nordfriisk Instituut eng verbundene Heimatforscher Albert Panten fand im Gästebuch den bislang ältesten bekannten Beleg für das Wort „Lieber tot als Sklave“ – von 1837 und auf Friesisch „Livre düed as Slaav“. Er war es auch, der Schulleiter Eckhard Kruse überzeugen konnte, das Buch nun an das Nordfriisk Instituut zu übergeben, wo es klimatisiert und fachgerecht aufbewahrt der Forschung besser zugänglich sein wird.

Fast alle Eintragungen der über 400 Seiten sind in Kurrentschrift auf Hochdeutsch verfasst, darunter viele Reimereien und Gedichte ohne größere literarische Qualität; die Bedeutung liegt in Nuancen, in Hinweisen auf Reiserouten, in Anspielungen auf politische Entwicklungen und den wechselnden Zeitgeist jenseits journalistischer oder offizieller Berichte. Der ganze kulturgeschichtliche Wert wird sich erst erschließen, wenn das komplette Buch transkribiert und herausgegeben ist. Das Nordfriisk Instituut prüft derzeit Möglichkeiten, dieses Vorhaben bald umzusetzen.