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Wenn Steine reden

Dr. Christoph Schmidt (Nordfriisk Instituut), Joachim Taege (Ferring-Stiftung) und Hans-Georg Hostrup (IG Baupflege) im Nordfriisk Futuur (Foto: Antje Arfsten, NFI)

Die „sprechenden Grabsteine“ auf Föhr, Amrum und manchen Halligen sind eine Besonderheit Nordfrieslands und seit langem auch eine Touristenattraktion. Die Kirchengemeinde St. Laurentii auf Föhr hat nun ein Buch herausgebracht, in welchem der Friedhof dieser Kirche in Süderende ausführlich vorgestellt wird. Der Verfasser Joachim Taege ist bei der Ferring-Stiftung für das Kirchenarchiv zuständig; im Rahmen der Reihe „Nordfriesisches Sommer-Institut“ schilderte er am 21. August seine Arbeit im Nordfriisk Futuur in Bredstedt. „Jedes Haus bekam eine feste Grabstelle zugeordnet, und wenn ein Haus verkauft wurde, gehörte die Grabstelle dazu. So kommt es, dass bis heute jedes Dorf im Kirchspiel seinen eigenen Bereich auf dem Friedhof hat.“ Manchmal lassen sich sogar erhaltene Gräber mit noch bestehenden Häusern verbinden. Kenntnisreich erläuterte Taege, wie Stil, Symbole und Schriftarten im Lauf der Zeit wechselten, und wie die Sitte aufkam, statt einfacher Feldsteine mit Namensinschrift Platten mit vollständigen Lebensläufen aufzustellen – wenn man es sich leisten konnte. „Ein solcher Grabstein entspräche heute dem Wert eines Mittelklassewagens. Manche Familien haben sich dafür über Generationen verschuldet“. Geld kostete auch ein besonderer Grabplatz: Zahlten die Erben für ein Ehrengrab in der Kirche nicht fristgemäß, konnte es sogar passieren, dass der Verstorbene an eine weniger prominente Stelle umgebettet wurde. Berührend auch die Pflanzensymbolik auf zahlreichen Steinen: Eingeweihte können daran ablesen, wieviele Kinder die verstorbene Person hatte und wieviele davon noch lebten.

Der Vorsitzende der IG Baupflege Nordfriesland und Dithmarschen e.V., Hans-Georg Hostrup, und der Direktor des Nordfriisk Instituut, Dr. Christoph G. Schmidt, dankten dem Referenten herzlich. Das Buch „Die historischen Grabsteine von St. Laurentii“ kann außer auf Föhr auch im Nordfriisk Instituut erworben werden, es kostet 12 €.