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Schon die ersten Nordfriesinnen liebten skandinavisches Design

Institutsdirektor Christoph Schmidt sprach über Archäologie der frühen Nordfriesen

Am Mittwoch, 10. Juli, referierte der Direktor des Nordfriisk Instituut in Bredstedt, der Archäologe Dr. Christoph G. Schmidt, vor gut 100 Zuhörern über die ältesten friesischen Grabfunde an der Westküste Schleswig-Holsteins. Auch wenn es im frühen Mittelalter, zur Zeit der Einwanderung,  üblich war, Verstorbene samt Beigaben zu verbrennen, so blieb in den Urnen doch genug übrig, um anhand von Ausgrabungen heute noch Unterschiede zwischen den Regionen zu erkennen. Anhand zahlreicher Karten und Grafiken erläuterte Schmidt die Besonderheiten: An vielen Details lässt sich belegen, dass die Zuwanderer aus dem heutigen Ost- und Westfriesland kamen, also tatsächlich Friesen waren. Sie hielten an vielen eigenen Traditionen fest, zum Beispiel, dass Männer wie Frauen kleine Geräte mit ins Grab bekamen, Männer Klappmesser, Kämme und Pinzetten, Frauen Nähutensilien und Spindeln. Beides war an der Ostküste – bei den Wikingern rund um Haithabu – nicht üblich. Aber die ersten Nordfriesinnen übernahmen ziemlich schnell Kleidungsgewohnheiten von den Skandinavierinnen: die traditionellen Nadeln, die in Ostfriesland die Kleider schlossen, wurden bereits nach kurzer Zeit durch sogenannte Schalenfibeln ersetzt, welche im nordischen Stil verziert waren. West- , Ost- und Nordfriesland gemeinsam ist, dass sie lange an der Tradition, ihre Toten zu verbrennen, festgehalten haben, also erst spät christliche Sitten übernahmen, lange nach ihren Nachbarn, den Sachsen und Wikingern. Und daraus, wie Gräber zueinander lagen, schließen Archäologen, dass bereits im frühen Mittelalter Familienverbände Kern der friesischen Gesellschaft waren, es aber zumindest in Nordfriesland kaum eine ausgeprägte Oberschicht gab.

Mehrfach wies Schmidt darauf hin, dass die meisten Gräber schon vor vielen Jahrzehnten ausgegraben wurden; mit neuen Grabungen, aber auch wenn man die Originalfunde und Pläne noch einmal in die Hand nähme, könne man sicher deutlich mehr erschließen, als was bisher veröffentlicht wurde. Hier gebe es viel zu tun, aber es würde sich lohnen. Rege Diskussionen nach dem Vortrag zeigten das große Interesse der Zuhörer am Thema.